Diese Location schiebe ich schon längere Zeit vor mir her. Warum? Weil ich schon vorweg wusste, dass die Angelegenheit unheimlich werden würde.
Normalerweise bin ich bei Nachtaufnahmen immer ein wenig früher vor Ort, um das Motiv noch zur blauen Stunde zu fotografieren. Der Grund hierfür liegt in der Zeichnung der Details, die ich im späteren Gesamtwerk meist gut verwenden kann. Diesmal war ich aber spät dran und war erst kurz vor Aufnahmebeginn vor Ort. Die Klosterruine lag schon einsam im tiefen Wald und wirkte selbst in der Abenddämmerung unheimlich. Wie sollte das erst mutterseelenallein mitten in der Nacht sein? Kurz gesagt, es war super gruselig! Jedes noch so kleine Geräusch war laut und die Laute und Schritte der Tiere zeigten deutliche Wirkung. Echt spooky!
Planung ist ja bekanntlich bei Nachtaufnahmen alles, doch funktioniert das leider nicht immer so. Dieses mal hatte ich die Rechnung ohne den zunehmenden Mond gemacht, der frech und hell im Motiv stand. Schade dachte ich, probierte es aber trotzdem. So warf das Eingangsportal der Klosterruine starke Schatten und der Mond hatte einen hellen Hof am dunken Nachthimmel. Nicht leicht für die Nachbearbeitung der Fotos.
Mit meiner Kamera auf dem Stativ machte ich also eine Bildsequenz von 90 Bildern bei Blende 4.0, ISO 400 und einer Minute Belichtungszeit. Den größten Teil der Sequenz war der Mond zu sehen. Erst gegen Ende der Bildreihe verschwand er hinter dem Ruinenportal. Zu Beginn der Aufnahmereihe machte ich noch die üblichen Zusatzaufnahmen mit unverändertem Kamerastandort und -winkel. Ziel dieser Zusatzaufnahmen war es, die Beleuchtung der Klosterruine mit Hilfe von Kunstlicht festzuhalten. Nach gut zwei Stunden vor Ort hatte ich dann alles im Kasten und trat durchgefrohren den Rückweg durch den vom Mond beschienen dunklen Wald an.
Bei der Sichtung des Bildmaterials konnten bereits verschiedene Erkenntnisse gewonnen werden. Meine anfängliche Idee, den hellen Mond in Lightroom aus den Einzelaufnahmen heraus zu stempeln scheiterte kläglich, denn der Helligkeitsübergang zum Nachthimmel konnte mit dem Stempelwerkzeug nicht zufriedenstellend bewerkstelligt werden. Dafür war aber der Moment, in dem der Mond hinter dem Ruinenportal verschwand sehr interssant. Es bildete sich, wie beim Tageslicht der Sonne auch, ein Stern um den hellen Mond. Diesen Aspekt wollte ich unbedingt im Bild umsetzen und entschied mich somit nur für die Bilder der Sequenz, ab dem Zeitpunkt, an dem der Mond gerade noch zu sehen war. Somit blieben lediglich 16 Bilder übrig. Nicht viel für Strichspuren von Sternen. Neben den somit 16 Minuten Belichtungszeit für die Sternenbahnen kamen dann noch die Zusatzaufnahmen hinzu. Dies war zum einen die dezente Beleuchtung des Portals von vorne und zum anderen die Durchleuchtung der Maueröffnungen von hinten. Beides jeweils in getrennten Aufnahmen. Somit besteht das Motiv nun aus 18 Einzelaufnahmen und nicht aus den ursprünglich geplanten 92. Die Strichspuren sind damit dann auch ein wenig kurz, doch in Kombination mit dem Mondstern vollkommen ausreichend.
Das frustierende an derart aufwändigen Motiven ist die Tatsache, dass man häufig an besonderen Gegebenheiten des Motives zu scheitern droht. Dies war hier zunächst der Mond, was ich aber durch die Beschneidung der Sequenz in den Griff bekommen konnte. Aber auch die Beleuchtung der Szene mit Kunstlicht war in der Postproduktion nicht befriedigend umzusetzen. Das Problem war die Überblendung der doch sehr starken Lichtkontraste im Motiv. Teilweise ist es mir nicht gelungen, den Nachhimmel an den Maueröffnungen zu realisieren. So sind im Endergebnis in Teilen noch Aspekte des Himmels zum Zeitpunkt der Zusatzaufnahmen vorhanden. Das gefällt mir nicht! Beides für mich ein Anlass aus dem Erlebten zu lernen. Somit werde ich künftig den Mond noch mehr in meine Planung einbeziehen und vor allem die Kunstlichtaspekte gründlicher umsetzen. Dazu wäre es bei diesem Motiv wichtig gewesen, die Kunstlichtbilder am Ende der Sequenz zu fotografieren und die beiden zuvor genannten Beleuchtungen in einer einzigen Aufnahme gemeinam zu erarbeiten. Praktisch lässt sich das mit ein bisschen Vorplanung aber auch umsetzen, so dass ich aus diesem nicht ganz leichten Motiv doch einiges gelernt habe.
Fazit – Die nächste sternklare Nacht kommt bestimmt … 😉