Schaurig schön. So kann man die Szenerie bei nächtlichen Fotoeinsätzen unter dem Sternenzelt beschreiben. Nach gründlicher Vorbereitung der notwendigen Ausrüstungsgegenstände beginnt mein Fotoeinsatz meist etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang am Motiv.
Hier bevorzuge ich nach Norden exponierte Landschaftsbestandteile, wie z.B. urige Bäume oder imposante Felsformationen. Mittels Kompass ermittle ich zunächst die Position des Nordsternes. Er markiert nahezu perfekt der Verlauf der Rotationsachse unserer Erde. Während sich die Erde bei Nacht unter dem Sternenhimmel hinwegdreht, erscheinen die Sterne als kreisförmige Strichspuren auf dem Foto. Aber nicht nur die Strichspuren der Sterne können das Motiv sein. Ebenso lassen sich mit den Aufnahmen Zeitraffersequenzen oder auch statische Motive des Nachhimmels darstellen. Eine wichtige Voraussetzung für gelungene Aufnahmen des Sternenhimmels ist ein stabiles Stativ, das selbst geringfügige Veränderungen des Bildausschnitts verhindern sollte. Ebenso unverzichtbar für verwacklungsfreie Aufnahmen ist ein programmierbarer Kabelauslöser. Noch bei gutem Licht fotografiere ich zunächst das Hauptmotiv mit geringer ISO-Zahl als Belichtungsreihe, um später im fertigen Bild die Zeichnung der Landschaft im Bild sichtbar zu machen.
Mit Beginn der blauen Stunde fertige ich unterbelichtete Fotos des Abendhimmels an. Auch hier sind geringe ISO-Werte von Vorteil. Eine kühlere Farbtemperatur zeichnet den Himmel geheimnisvoll dunkel schwarz-blau. Vor diesem dunklen Hintergrund kommen die Sternenspuren später gut zur Geltung. Sobald sich die ersten Sterne am Abendhimmel deutlich zeigen, beginne ich mit den Serienaufnahmen für die Sternenbahnen. Während zu analogen Zeiten eine einzige mehrstündige Aufnahme ausreichte, um Sternenbahnen zu fotografieren, sind im digitalen Zeitalter eine große Anzahl von Einzelaufnahmen notwendig. Diese werden später in der Bildverarbeitung zu einem einzigen Motiv zusammen gefügt. Für die Aufnahmen des Sternenhimmels sind nun höhere ISO-Einstellungen notwendig. Werte zwischen 400 und 800 garantieren einerseits eine ausreichende Lichtempfindlichkeit und andererseits ein noch moderates Bildrauschen. Je höher die Lichtempfindlichkeit, umso mehr Sterne werden abgebildet. Das richtige Maß ist, wie so häufig, Geschmackssache. Wichtig ist, dass alle Einstellungen von Zeit über Blende bis hin zur ISO-Einstellung im manuellen Modus gewählt werden. So werden unerwünschte Eingriffe der Kameraautomatik vermieden. Die manuelle Belichtungszeit sollte zwischen 30 und 60 Sekunden gewählt werden.
Je kürzer die gewählten Belichtungszeiten, umso geringer ist das Bildrauschen. Die gewählte Brennweite bestimmt den Weg, den die Sternenspur im Laufe der einzelnen Belichungszeit zurück legt. Je länger die Brennweite, umso länger ist der bei gleicher Zeit bewältigte Weg. Will man die Sterne nicht als Strichspuren, sondern als Punkte darstellen, ist es sinnvoll, eine Belichtungszeit zwischen 15 und 30 Sekunden zu wählen. Dies garantiert die nahezu punktförmige Darstellung der Sterne. Die Blende des Objektives sollte voll oder nahezu voll geöffnet sein. Sind alle Einstellungen korrekt gewählt, wird die Kamera mit Hilfe des Kabelauslösers auf Dauerfeuer gestellt. Nun heißt es zwei bis drei Stunden abwarten. In dieser Zeit hat man die Möglichkeit den Abendhimmel unter den Geräuschen der Nacht zu genießen. Als ich die Aufnahmen zu den vorliegenden Motiven machte, waren balzende Geburtshelferkröten und ein in der Ferne rufender Fuchs die akustische Untermalung der Nacht. Eben schaurig schön!
Nach erfolgreichem Shooting müssen die gemachten Aufnahmen zu einem einzigen Motiv kombiniert werden. Dies kann entweder mittels einer speziellen Software (Startrails: http://www.startrails.de/html/softwared.html) oder mit Hilfe der Ebenentechnik in Photoshop erfolgen.
Das kleine aber fleißige Programm Startrails erlaubt es, die geschossenen JPG-Dateien direkt einzulesen und mittels „Knopfdruck“ binnen Sekunden zu einem eindrucksvollen Rotationsbild zu vereinen. Nachteil hierbei ist, dass der Landschaftsbestandteil des Motives automatisch integriert wird und somit eine Steuerung der Lichtverhältnisse im Motiv nicht oder nur beschränkt möglich ist.
Der zweite Weg über Photoshopebenen macht deutlich mehr Arbeit, ist aber in der Vielzahl von Abstimmungsmöglichkeiten unschlagbar. Hier hat man die Möglichkeit die Lichtverhältnisse im Motiv ausgewogen zu erarbeiten. Hier kombiniere ich also die Bilder meines gewählten Landschaftsmotives und des vorher belichteten Nachthimmels mit der Vielzahl von Sternenaufnahmen. So kommen schnell mal 200-300 Einstellungsebenen zusammen. Bei den Ebenen der Sternaufnahmen ist es von besonderer Bedeutung, den Ebnenmodus „Aufhellen“ zu wählen. Nur so fügen sich die Sterne als geschlossene Spur in das Hauptmotiv ein. Probieren geht auch hier natürlich über Studieren. Es dauert halt ein bisschen, bis man mit dem Ergebnis zufrieden ist.