Frank Körver - Naturfotografie, Lilienstein

Galerie 189 – Herbst im Nationalpark Sächsische Schweiz

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Wenn man über den Begriff Nationalpark nachdenkt, kommen einem sofort monumentale Bilder von unberührter und weiter Natur in fernen Ländern in den Sinn. Aber auch bei uns in Deutschland lassen sich grandiose Landschaften fotografieren und erleben. Mittlerweile hat nahezu jedes Bundesland mindestens einen Nationalpark aus dem Boden gestampft. Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um Naturräume, die den idealisierten Vorstellungen eines Nationalparks nicht recht entsprechen wollen. Die Besonderheiten dieser Landschaften müssen teils mühsam erwandert und erarbeitet werden. Es gibt aber auch jene Nationalparks, die aufgrund ihrer grandiosen Landschaftskulisse internationale Vergleiche nicht scheuen müssen. Neben dem Hochgebirgsnationalpark Berchtesgaden ist auch die Sächsische Schweiz eines dieser landschaftlich grandiosen Gebiete.

Mein fotografischer Schwerpunkt für 2018 sollten herbstliche Felslandschaften sein. Meine erste Wahl fiel hier auf die schönen Sandsteinformationen des Pfälzer Waldes, des Saarlandes und Luxemburgs. Nachdem ich aber im vergangen Sommer einen Teil des Malerweges im Nationalpark Sächsische Schweiz erwandert hatte, stand mein Entschluss fest, dass ich im Herbst das Elbsandsteingebirge fotografieren wollte.

Um es vorweg zu nehmen. In den fünf, mir zur Verfügung stehenden Tagen, war eine vollumfängliche Fotografie dieser grandiosen Landschaft nicht möglich. Nachfolgend zeige ich vier Gebiete, die ich in diesen Tagen fotografieren konnte. Vorab möchte ich jeweils etwas ausführlicher als sonst auf die Besonderheiten der einzelnen Gebiete textlich eingehen. Wen dies nicht so interessiert, der kann die nachfolgenden 50 Motive geballt in der Galerie 189 anschauen.

Motive rund um das Basteigebiet

Als Stützpunkt für die kommenden Fotoexkursionen hatte ich mir die Hocksteinschänke in der Nähe der Bastei ausgesucht. Neben dem bekannt guten Frühstück war vor allem die Nähe zur Bastei und die gute Erreichbarkeit der übrigen Highlights dieser Region ausschlaggebend für meine Entscheidung. Das Basteigebiet ist sicher die am meisten von Touristen frequentierte Region des Nationalparks. Man ist hier eigentlich nie alleine. Am frühen Morgen und zum Sonnenuntergang sind es allerdings nur noch Fotografen und Kletterer, die das Gebiet besuchen. So hat man die Möglichkeit die bizarren Felsformationen der Bastei zu erleben. Wunderschöne Aussichtspunkte wollen gesucht und erwandert werden. Mein Tagesablauf war somit in den folgenden Tagen immer gleich. Bei Dunkelheit raus aus den Federn, die vorab ausgekundschaftete Location aufsuchen, intensiv Fotografieren, Frühstücken, neue Locations tagsüber erkunden um abends und teilweise auch nachts wieder im zuvor ausgekundschafteten Gebiet zu fotografieren. Das Auskundschaften ist von besonderer Bedeutung um die wahrscheinlich herrschenden Lichtbedingungen zu planen und vor allem für die Dunkelheit sichere Standorte und Wege zu finden, denn im Bereich des Nationalparks besteht erhöhte Absturzgefahr. Nicht selten fotografiert man an Abgründen, die senkrecht 100 Meter abfallen. Hier ist größte Vorsicht geboten und man sollte nicht leichtsinnig im Dunkeln unbekanntes Terrain betreten. Im Basteigebiet ist die Basteibrücke selbst fotografisch eher unbedeutend. Vielmehr sind Aussichtspunkte wie Ferdinandstein, Wehlstein- und Pavillionaussicht, der Gansfelsen oder besonders die Neurathener Felsenburg wesentlich interessanter. Neben den offiziellen Aussichtspunkten hat man noch die Möglichkeit, den Zuwegungen der Klettersteige zu folgen. Man gelangt so an wirklich schöne und abgelegene Aussichten. Hier gilt aber widerum die zuvor genannte erhöhte Absturzgefahr! Zentraler Teil des Basteigebietes ist der sogenannte Wehlgrund um den sich die Basteibrücke, die Wehlnadel, der Gansfelsen oder der Mönch arrangieren. Fotografisch besonders interessant sind natürlich der frühe Morgen und der späte Sonnenuntergang. Aber auch nachts ist der Zauber der Landschaft fotografierbar. Die mystische Stimmung wird dann zusätzlich durch den Ruf des Uhus untermalt, der hier häufig vorkommt.

Auf dem Lilienstein

Der Lilienstein ist der monumentalste unter den Tafelbergen der Sächsischen Schweiz. Er ist von allen Seiten stets präsent und dominiert fast jede Aussicht. Fotografisch ist er auf der West- und vor allem auf der Ostseite interessant. Auf der Westseite ist der Sonnenuntergang Richtung Dresden besonders schön. Voraussetzung für schöne Bilder ist aber Dunst oder besser Talnebel, um die Siedlungsflächen aus dem Motiv auszublenden. Besonders interssant im Bereich des Liliensteins ist aber vor allem die Nordost- und Ostseite der Felsformation. Hier findet man die bekannte Krüppelkiefer, die in Wirklichkeit winzig klein ist. Auch hier ist das Motiv eigentlich nur bei Talnebel brauchbar, da ansonsten die verschiedenen Ortschaften im Tal erkennbar sind. Bei solchen Wetterlagen lassen sich hier wundervolle Sonnenaufgänge erleben und fotografieren. Der Tafelberg ist in einem ca. 45 minütigen Aufstieg vom Parkplatz am Fuß des Felsen zu erreichen. Wer nach dem Fotografieren Lust auf einen Kaffee hat, kann in der Felsbaude Lilienstein auf dem Hochplateau einkehren. Für Nachtaufnahmen eignet sich die südwestlich verlaufende Straße als geeigneter Standort, um das schöne Felsmassiv gegen den Sternenhimmel zu fotografieren.

Die Affensteine

Die Affensteine bilden zusammen mit den Schrammsteinen einen bogig geformten Felsring. Während die Schrammsteine mit ihren zerklüfteten Felsnadeln zu den besonderen Anziehungspunkten im Nationalpark Sächsische Schweiz zählen, spielen die Affensteine eine eher nachgeordnete Rolle bei den Besuchern. Zu Unrecht, denn hier sind Aussichtspunkte wie der Carolafelsen oder Domerker als besonders lohnend zu nennen. Man hat hier die Möglichkeit bei Sonnenuntergang die Schrammsteine bei wunderschöner Beleuchtung in Szene zu setzen. Der Blick reicht dann bis hin zum Lilienstein und der fernen Bastei. Nachteil dieser beiden Felsformationen ist der relativ lange Fußmarsch, den man mit schwerem Fotogepäck in Kauf nehmen muss. So war ich nach meiner abendlichen Fototour noch 1,5 Stunden zu Fuß im Dunkeln unterwegs, um mein Auto zu erreichen. Klar, dass hierbei eine Stirn- und eine zusätzliche Handlampe unabdingbar sind, denn ohne Hilfsmittel wäre der Rückweg im Dunkeln lebensgefährlich. Der Abstieg über das Sandloch hat es in sich. Mein besonderes Highligt im Bereich der Affensteine war das grandiose Felsentor, das zudem mit einer enorm urwüchsigen Buche aufwartet. Das Wurzelwerk dieses alten Recken erstreckt sich unterhalb des Felsentors über mehrere Quadratmeter. Ein wahrlich mystischer Kraftort.

Schöne Bachläufe und Wasserfälle

Der Sommer war bekanntermaßen sehr trocken und heiß. So war auch meine herbstliche Tour von überwiegend sonnigem Wetter geprägt. Gegen Ende meiner Fototage kam jedoch zunehmend Nebel und diesiges Wetter auf, was gute Bedingungen für die Fotografie von Bauläufen bot. So entschied ich mich neben den Felslandschaften auch ein paar Gewässer zu fotografieren. Neben den bekannten Bachläufen der Polenz und der Kirnitzsch auf deutscher Seite waren die Kamnitz und Edmundsklamm auf tschechischer Seite mein Ziel. Alle genannten Bäche lassen sich auf recht angenehmen Uferwegen begehen. Schöne Motive gibt es an allen Ecken und Enden. Ruhige Bachabschnitte wechseln sich mit schnelleren ab. Die Lichtverhältnisse in den teils recht schmalen Klammen sind durch starke Kontraste gekennzeichnet, was das Fotografieren nicht immer einfach macht. Da aufgrund der Wasserknappheit die Wasserfälle meist nicht imposant genug waren habe ich mich mit dem fotografieren des Lichtenhainer Wasserfalls begnügt. Dieser liegt unmittelbar neben dem gleichnamigen Gasthaus an der Endhaltestelle der Kirnitzschtalbahn. Im Abstand von 30 Minuten öffnet sich ein oberhalb gelegenes Stauwehr und entlässt das angesammelte Wasser über die bemoosten Felsen. Diese Anlage existiert bereits seit sehr langer Zeit, um dem Touristenstenstrom eine weitere Attraktion zu bieten. Sehr schön und fotogen aber eben auch künstlich. Der Wasserfall ist aber allemal einen Besuch wert.

Weitere Highlights

Wie eingangs erwähnt konnte ich in den fünf zur Verfügung stehenden Tagen nicht alle schönen Bereiche des Nationalparks erkunden. Neben den genannten Regionen habe ich für meine künftigen Besuche noch einige Ziele ins Auge gefasst. Hierzu zählen nocheinmal speziell die Schrammstein, der kleine Winterberg, der Pfaffenstein und vielleicht bei Talnebel auch die Festung Königstein für Ausblicke zum Lilienstein und zu den Schrammsteinen. Die Tour hat mir insgesamt so gut gefallen, dass ich auf jeden Fall wieder kommen und meine Wunschliste abarbeiten werde.

Ein Wort zur Ausrüstung

Wie schon erwähnt, ist das Gebiet durch die zahlreichen Schluchten und Felsen stark strukturiert und teilweise auch gefährlich. Es ist also selbstverständlich, dass man sich per Karte und Vorerkundung einen Überblick über mögliche Gefahren schafft. Neben wetterangepasster Bekleidung sind Stirn- und Taschenlampe unabdingbar. Ebenso sollte man die Fotoausrüstung den zu erwartenden Moitven anpassen, denn überflüssige Objektive zerren besonders am geschundenen Rücken. Aus meiner Sicht reichen ein Kameragehäuse, ein Weiwinkel und ein kleines Telezoom für die täglichen Streifzüge aus. Zusätzlich sind natürlich Grauverlaufsfilter, Polfilter und Stativ notwendige Begleiter. Da man oft den ganzen Tag unterwegs ist, ohne eine Gastwirtschaft anlaufen zu können, ist natürlich geeignete Verpflegung unabdingbar. Insgesamt war ich nach den fünf Tagen und Nächten fix und fertig. Also Entspannung geht auf jeden Fall anders … 🙂

Literatur